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Professor Bernhardt im Gespräch
Digitalisierung der Landwirtschaft
S. Pauli: Digitalisierung ist in fast allen den Verarbeitern geteilt. Daher sollte Digitalisierung übertragen. Außerdem
Bereichen der Gesellschaft angekom- sich der Landwirt genau überlegen, ist der Landwirt nicht bereit seine Da-
men und es werden mit ihr viele Chan- wer die Partner sind, mit denen er lang- ten zu teilen, wenn kein Vertrauensver-
cen und Herausforderungen fristig zusammenarbeiten will. hältnis zum Händler besteht. Auf der
verbunden. Gibt es noch einen Weg Außerdem stellt sich die Frage, ob die anderen Seite sind nur wenige Land-
vorbei an der Digitalisierung? Digitalisierung nicht auch Auswir- wirte bereit für den Datenschutz Geld
Prof. H. Bernhardt: Nein, ganz klar das kungen auf die Betriebsstrukturen oder auszugeben. Somit werden die Daten
geht nicht. Wir haben bereits eine digi- auf den Arbeitsplatz "Landwirt" hat. handelsfähig gemacht. Der Landwirt
talisierte Gesellschaft und die Land- Auch das Betriebsklima kann sich mit kann sich entscheiden: Kaufen oder
wirtschaft ist ein Abbild der zunehmender Digitalisierung ändern. Daten teilen. Ein Startup aus den USA
Gesellschaft. Smartphones sind Be- Wenn immer mehr Arbeitsschritte au- bietet bereits den Verkauf von Daten
standteil des täglichen Lebens. Auch tomatisiert werden, müssen bestimmte an. Je genauer die Daten sind, desto
im landwirtschaftlichen Betrieb findet Prozesse vom Menschen nur noch mehr sind diese wert. Bei einer Be-
das Smartphone bereits intensiven Ein- überwacht, aber nicht mehr selbst aus- triebsgröße von ca. 200-300 ha können
satz. Mit Hilfe von Apps können wich- geführt werden. Da besteht natürlich dies bis zu 2500 € pro Jahr sein. Unter-
tige Daten und Maßnahmen im Stall auch die Gefahr der Monotonie. nehmen, die die Betriebsdaten kaufen,
sofort erfasst und dokumentiert wer- Letztendlich darf nicht vergessen wer- wird es auch bald in Deutschland ge-
den. Ob „Stallalarm“ oder Störungen in den, dass wir es in der Landwirtschaft ben. Da es bei uns bereits mehr Daten
Trocknungsanlagen und weiterer Peri- auch bei aller Technologisierung noch gibt, ist davon auszugehen, dass noch
pherie, der Landwirt wird über sein immer mit biologischen Systemen – höhere Erlöse aus Daten erzielt wer-
Handy benachrichtigt. Das Smart- mit Tieren, Pflanzen, Boden- und kli- den können.
phone ist zu einem der wichtigsten Be- matischen Bedingungen – zu tun ha-
gleiter geworden. ben. S. Pauli: Wie kann die Digitalisierung
helfen, die Nitratbelastung im Wasser
S. Pauli: Welche Grenzen bietet die Di- S. Pauli: Warum stehen einige Land- zu verbessern?
gitalisierung für die Landwirtschaft? wirte der Digitalisierung so kritisch ge- Prof. H. Bernhardt: Durch die Digitali-
Prof. H. Bernhardt: Viele Landwirte genüber? sierung gibt es bessere Planungsdaten
meinen, dass durch die Digitalisierung Prof. H. Bernhardt: Der Datenschutz ist für die Kalkulation für die Ausbringung,
langfristig ein Mehrerlös geschaffen hier natürlich ein wesentliches Thema. somit kommt der Landwirt besser und
werden kann. Meines Erachtens wird Da mit der Digitalisierung alles auto- schneller an genauere Zahlen. Zudem
dies nicht so sein, weil die Digitalisie- matisch dokumentiert ist, fühlt sich der wird die Sensorik für die Erfassung im
Foto: vlf Waldkirchen bis Grafenau
rung in der Industrie bereits Standard Landwirt beobachtet. EU Kontrollen Feld immer besser und billiger und Er-
ist. Die Daten des Betriebes werden mit sind unangenehm und das wird auf die gebnisse zu Reststickstoffen sind

