Page 22 - vlf Magazin 2/2018
P. 22

22                  Magazin 2/2018 -


       Bild: https://www.pexels.com/;
















          Professor Bernhardt im Gespräch




                                   Digitalisierung der Landwirtschaft














        S. Pauli: Digitalisierung ist in fast allen  den Verarbeitern geteilt. Daher sollte  Digitalisierung  übertragen.  Außerdem
        Bereichen  der  Gesellschaft  angekom-  sich  der  Landwirt  genau  überlegen,  ist der Landwirt nicht bereit seine Da-
        men und es werden mit ihr viele Chan-  wer die Partner sind, mit denen er lang-  ten zu teilen, wenn kein Vertrauensver-
        cen      und     Herausforderungen   fristig zusammenarbeiten will.       hältnis  zum  Händler  besteht.  Auf  der
        verbunden.  Gibt  es  noch  einen  Weg  Außerdem stellt sich die Frage, ob die  anderen  Seite  sind  nur  wenige  Land-
        vorbei an der Digitalisierung?       Digitalisierung  nicht  auch  Auswir-  wirte bereit für den Datenschutz Geld
        Prof. H. Bernhardt: Nein, ganz klar das  kungen auf die Betriebsstrukturen oder  auszugeben.  Somit  werden  die  Daten
        geht nicht. Wir haben bereits eine digi-  auf  den  Arbeitsplatz  "Landwirt"  hat.  handelsfähig  gemacht.  Der  Landwirt
        talisierte  Gesellschaft  und  die  Land-  Auch das Betriebsklima kann sich mit  kann  sich  entscheiden:  Kaufen  oder
        wirtschaft   ist   ein   Abbild   der  zunehmender  Digitalisierung  ändern.  Daten teilen. Ein Startup aus den USA
        Gesellschaft.  Smartphones  sind  Be-  Wenn immer mehr Arbeitsschritte au-  bietet  bereits  den  Verkauf  von  Daten
        standteil  des  täglichen  Lebens.  Auch  tomatisiert werden, müssen bestimmte  an.  Je  genauer  die  Daten  sind,  desto
        im landwirtschaftlichen Betrieb findet  Prozesse  vom  Menschen  nur  noch  mehr  sind  diese  wert.  Bei  einer  Be-
        das Smartphone bereits intensiven Ein-  überwacht, aber nicht mehr selbst aus-  triebsgröße von ca. 200-300 ha können
        satz. Mit Hilfe von Apps können wich-  geführt  werden.  Da  besteht  natürlich  dies bis zu 2500 € pro Jahr sein. Unter-
        tige  Daten  und  Maßnahmen  im  Stall  auch die Gefahr der Monotonie.    nehmen, die die Betriebsdaten kaufen,
        sofort  erfasst  und  dokumentiert  wer-  Letztendlich darf nicht vergessen wer-  wird es auch bald in Deutschland ge-
        den. Ob „Stallalarm“ oder Störungen in  den, dass wir es in der Landwirtschaft  ben. Da es bei uns bereits mehr Daten
        Trocknungsanlagen und weiterer Peri-  auch bei aller Technologisierung noch  gibt, ist davon auszugehen, dass noch
        pherie,  der  Landwirt  wird  über  sein  immer  mit  biologischen  Systemen  –  höhere  Erlöse  aus  Daten  erzielt  wer-
        Handy  benachrichtigt.  Das  Smart-  mit  Tieren,  Pflanzen,  Boden-  und  kli-  den können.
        phone ist zu einem der wichtigsten Be-  matischen  Bedingungen  –  zu  tun  ha-
        gleiter geworden.                    ben.                                 S.  Pauli:  Wie  kann  die  Digitalisierung
                                                                                  helfen, die Nitratbelastung im Wasser
        S. Pauli: Welche Grenzen bietet die Di-  S.  Pauli:  Warum  stehen  einige  Land-  zu verbessern?
        gitalisierung für die Landwirtschaft?  wirte der Digitalisierung so kritisch ge-  Prof. H. Bernhardt: Durch die Digitali-
        Prof.  H.  Bernhardt:  Viele  Landwirte  genüber?                         sierung gibt es bessere Planungsdaten
        meinen, dass durch die Digitalisierung  Prof. H. Bernhardt: Der Datenschutz ist  für die Kalkulation für die Ausbringung,
        langfristig  ein  Mehrerlös  geschaffen  hier natürlich ein wesentliches Thema.  somit kommt der Landwirt besser und
        werden  kann.  Meines  Erachtens  wird  Da  mit  der  Digitalisierung  alles  auto-  schneller an genauere Zahlen. Zudem
        dies nicht so sein, weil die Digitalisie-  matisch dokumentiert ist, fühlt sich der  wird die Sensorik für die Erfassung im
                                                                                                                          Foto: vlf Waldkirchen bis Grafenau
        rung in der Industrie bereits Standard  Landwirt  beobachtet.  EU  Kontrollen  Feld immer besser und billiger und Er-
        ist. Die Daten des Betriebes werden mit  sind unangenehm und das wird auf die  gebnisse  zu  Reststickstoffen  sind
   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27